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Willkommen zu DATUM Breitengrade!
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Liebe Leserin,
Lieber Leser,
schön, dass Sie zum zweiten Mal DATUM Breitengrade lesen. In dieser Ausgabe nehmen wir Sie mit nach Indonesien, Indien und in die USA. Außerdem schauen wir nach Russland. Denn auch für uns gibt der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Anlass dazu, uns verstärkt mit den Zusammenhängen zwischen Konflikten und der Klimakrise zu beschäftigen. Ein Thema, das in vielen Regionen bereits heute eine große Rolle spielt – und in Zukunft wohl weltweit immer wichtiger wird. So warnt etwa der Weltklimarat IPCC: Der Klimawandel werde Sicherheitsrisiken deutlich verschärfen. Mehr dazu in den kurzen Meldungen, später im Newsletter.
In unserem übersetzten Text geht es dieses Mal um ein anderes Thema: Palmöl. Wenige Produkte haben einen so schlechten Ruf, trotzdem steigt die globale Nachfrage nach dem vielseitigen Pflanzenöl weiter. Die Branche ist berüchtigt dafür, die Entwaldung voranzutreiben und Arbeitskräfte auszubeuten. Gleichzeitig produziert die Ölpalme pro Hektar sehr viel mehr Öl als etwa Raps, Sonnenblumen oder Soja und liefert eine wichtige Einkommensquelle für viele Menschen. Was bedeutet das in Indonesien? Der Journalist Hans Nicholas Jong erzählt von einem Moratorium, das den Regenwald in den vergangenen Jahren davor schützte, von Palmölplantagen verdrängt zu werden. Jetzt hat die Regierung die Regelung auslaufen lassen – indonesische Umweltschutzorganisationen befürchten, dass es nun zu massiver Abholzung kommen könnte.
Heute schreiben Ihnen Alicia Prager & Katharina Brunner
© Gianmaria Gava
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Die Rückkehr der Palmen
Palmöl ist eines der wirtschaftlich wichtigsten Exportgüter für Indonesien. Es landet in Kosmetik, Waschmittel, Schokolade und immer öfter auch in Biotreibstoff – und treibt die Abholzung des Regenwaldes an. Ein Abkommen hat die Ausbreitung von Palmenplantagen in den letzten drei Jahren gebremst. Jetzt ist es ausgelaufen, darum fürchten viele um den kostbaren Regenwald.
Sämtliche Genehmigungen neuer Plantagen hat das Palmöl-Moratorium bisher verboten. Doch während Regierungen auf der Klimakonferenz in Glasgow versprachen, die weltweite Entwaldung zu stoppen, ließ die indonesische Regierung das Moratorium im September 2021 auslaufen.
47,3 Millionen Hektar hat die Regierung nun bereits für die Palmöl-Plantagen ausgewiesen. Auf knapp der Hälfte davon steht heute Wald, berechnet die NGO Forest Watch Indonesia (FWI). „Mehr als 21 Millionen Hektar Wald werden verschwinden, wenn diese Genehmigungen vergeben werden“, kritisiert der FWI-Forscher Mufti Fathul Barri. Das ist eine Fläche, die 2,5 Mal so groß ist wie Österreich. Nach Brasilien und der Demokratischen Republik Kongo ist Indonesien das Land mit dem weltweit größten Regenwald. Geschätzte zehn bis 15 Prozent der weltweiten Tier- und Pflanzenarten sind hier zu finden. Viele davon geraten immer weiter in Bedrängnis. Zum Beispiel durch das Ende des Palmöl-Moratoriums. Um die Klimaziele zu erreichen war dieses ein wichtiges ein Instrument, sagt zumindest das indonesische Umweltministerium: Die Abholzung sei von 2019 auf 2020 um 75 Prozent gesunken. Zwar vermuten Forschende und NGOs wie Greenpeace dass auch der ungewöhnlich viele Regen zum Erhalt der Wälder beigetragen habe, weil er Waldbrände vermieden hat, doch auch die verlangsamte Ausbreitung von Palmenplantagen sei ein wichtiger Faktor.
Steigenden Nachfrage nach Palmöl könnte ein Grund dafür sein, das Moratorium nicht zu erneuern. Unter anderem der Umstieg auf Bio-Kraftstoffe macht Palmöl immer attraktiver. Aber die ganze Geschichte ist das nicht: die Entscheidung, das Moratorium nicht zu verlängern, kam zwei Wochen nachdem Indonesien ein Abkommen mit Norwegen aufgekündigt hatte – das skandinavische Land hatte zugesagt, Indonesien mit einer Milliarde US-Dollar bei der Reduzierung seiner Emissionen aus der Entwaldung zu unterstützen, allerdings mit einigen Konditionen.
Warum das nicht geklappt hat, Vertreter der Palmöl-Unternehmen sich über das Ende des Moratoriums freuen und was nun auf regionaler Ebene für den Schutz des Regenwaldes getan wird, können Sie im aktuellem DATUM oder online hier lesen.
Der Text, den wir adaptiert und zusammen mit dem Autor aktualisiert haben, ist im Original in dem internationalen Medium Mongabay erschienen.
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Über den Autor
Hans Nicholas Jong
ist Redakteur in Jakarta für Mongabay. Ein Medium, das auf die Berichterstattung zu Umwelt und Artenvielfalt spezialisiert ist. Jong schreibt vor allem über die Palmölbranche, Entwaldung und Arbeitsbedingungen.
“Ich habe mich entschieden, zur Palmölindustrie und der Entwaldung zu recherchieren, weil sie zu den drängendsten Problemen in Indonesien zählen. Palmöl ist die wichtigste Ware des Landes, aber mit der Branche sind viele Probleme verbunden. Mit meiner Berichterstattung hoffe ich, dass die Öffentlichkeit und politische Entscheidungsträger ein besseres Verständnis entwickeln und fundiertere Entscheidungen treffen können.
Bei dieser Arbeit werden Journalisten in Indonesien oft bedroht. Ich bin mir dieses Risikos bewusst, aber es motiviert mich zusätzlich. Wenn die Leute mit meinen Artikeln nicht zufrieden sind, bedeutet das, dass ich die Wahrheit geschrieben habe: Wahrheiten, die für manche Leute unbehaglich sind.”
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Herrscher ohne Boden unter den Füßen
Während Wladimir Putin und das russische Militär die Ukraine attackieren, sinkt im Norden Russlands der Boden ein. Grund dafür: das Abschmelzen des Permafrosts. Während einer rekordverdächtigen Hitzewelle 2020 soll das sogar dazu geführt haben, dass ein Treibstofftank geplatzt ist. Rund 20.000 Tonnen Diesel sind daraus in die Flüsse und Seen in der Nähe von Norilsk geflossen – einer Stadt mit 175.000 Einwohnern, die vollständig auf Permafrost gebaut wurde.
Der Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel On Climate Change) sagt voraus, dass Regierungssysteme, wie Putin sich eines gebaut hat, mit den Konsequenzen der Klimakrise besondere Probleme haben werden: Ihnen fehlt es an institutionellen Strukturen, politischem Willen und Kooperationen mit bürgernahen Umweltorganisationen, um mit Klimakatastrophen umgehen zu können. Mehr dazu auf politico.eu.
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Die Klimakrise tut auch der Seele weh
Die Krise bedroht das Leben vieler Menschen unmittelbar. Diejenigen, die darüber berichten, lässt das nicht unversehrt, schreibt die indische Journalistin Vaishnavi Rathore, Leiterin des Umweltressorts von The Bastion, einem Online-Medium für die jungen Generationen Indiens. Über 90 Prozent der befragten Journalistinnen und Journalisten berichten zum Beispiel in einer US-Studie nach der Berichterstattung über den verheerenden Hurrikan Harvey 2017 von Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD).
Für Journalisten und Journalistinnen, die in von Naturkatastrophen betroffenen Gebieten leben oder gelebt haben, bedeutet ihre Arbeit eine Doppelbelastung, erklärt Rathore: Neben der beruflichen Verantwortung kennen sie die verwüsteten Orte und die Menschen, die hier wohnen, gut und fühlen besonders stark mit.
Die Begriffe “Eco-Anxiety“ und “Solastalgia” prägen mittlerweile die Leben von Menschen weltweit. Was bedeuten die Begriffe für eine indische Journalistin? Die Antwort dazu gibt Rathore in diesem Text.
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Mit Austern gegen die Flut
Stürme und Fluten setzen Küstenregionen unter Wasser, treiben die Erosion von Ufern voran.
In Louisiana, USA, will eine Initiative gegensteuern: Anstatt die Schalen der Austern nach dem Genuss im Restaurant wie bisher am Land verrotten zu lassen, baut sie mit den Austernschalen Barriere-Riffe, die die Küstenregionen im Bundesstaat schützen.
Der Filmemacher Paavo Hanninen begleitet den Prozess in einer Kurzdokumentation für den New Yorker.
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Armeen verursachen laut Scientists for Global Responsibility (SGR) weltweit rund sechs Prozent der globalen Treibhausgasemissionen.
Militäre zählen zu den größten Treibhausgas-Emittenten der Welt. Laut dem Pariser Klimaabkommen müssen die Staaten diese Emissionen in ihren Klimazielen und -statistiken jedoch nicht melden. SGR hält das für ein großes Schlupfloch, das mit den steigenden Militärausgaben immer weiter wächst. Einen Überblick zu Militärausgaben und Emissionen vieler Länder gibt die Website The Military Emissions Gap. Mehr dazu hat The Guardian berichtet.
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