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Liebe Leserinnen, liebe Leser!
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alles Gute kommt bekanntlich von oben. So auch die Salate, die in den Restaurants rund um den Altmarkt in der deutschen Stadt Oberhausen auf den Tellern landen. Die wurden nämlich zusammen mit verschiedenen Kräutern und Erdbeeren in einem Gewächshaus auf einem fünfstöckigen Jobcenter angebaut. Die Distanz zwischen Essen und Anpflanzen: ein paar Häuserecken. Das Gewächshaus am Dach, den Altmarktgarten, habe ich mir für die diesmonatige Breitengrade-Geschichte genauer angesehen. Er ist Teil eines planerischen Umdenkens, das unsere Städte in eine klimafitte, gerechte und produktive Zukunft führen soll.
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Wenn die Stadt aus allen Nähten platzt, war die Lösung stets, mehr Wohnraum zu schaffen. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch weniger Platz für alles andere. Handwerk, Fabriken und Landwirtschaft wurden an die Stadtränder gedrängt. Damit verlängerten sich die Wege für Arbeiter:innen und Waren, und mehr Fläche wurde verbraucht. Der Grund für diesen Schlamassel war die sogenannte Charta von Athen, die besagt, alle Nutzungen einer Stadt, etwa Freizeit und Arbeit, Wohnen und Verkehr, seien strikt zu trennen. Die Folgen: mehr Emissionen, mehr CO2 in der Atmosphäre, mehr Erderwärmung.
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Das Jobcenter am Altmarkt sieht aus wie eine kleine Elbphilharmonie. © Rabensteiner/Altmarktgarten
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Am Ende sind viele Aspekte der Klimakrise aber auch reine Fragen der Perspektive und der Effizienz, ›one man‘s trash is another man‘s treasure‹. Für die Fabrik von Manner mitten in Wien mag die Abwärme ihrer Öfen zwar unnötiges Abfallprodukt der Schnitten-Herstellung sein, via Fernwärme kann sie aber über 600 Wohnungen heizen. Im dicht besiedelten Raum sind zwar die potenziellen Konflikte mehr, aber genauso die potenziellen Synergien. Wir müssen sie nur nutzen.
Unsere Reise beginnt heute im Stadtstaat Singapur, der seit jeher einen Großteil seiner Lebensmittel importieren muss. Damit soll nun Schluss sein. Von dort geht es weiter nach Rosario in Argentinien, wo Urban Farming eine lange Tradition hat. Am Ende wagen wir noch einen Blick in eine mögliche Stadt der Zukunft.
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In Österreich und Deutschland ist außerhalb der Städte momentan noch genügend Platz, um auf der grünen Wiese Fabriken zu errichten oder Lebensmittel anzubauen. Zumindest, wenn man die vielen stark negativen Begleiterscheinungen von Versiegelung und Zersiedelung ignoriert. Was aber, wenn es so gut wie keine grüne Wiese mehr gibt? Singapur hat fast gleich viele Einwohner wie Österreich, aber nicht einmal ein Prozent der Fläche, und die ist auch noch größtenteils bebaut. Landwirtschaft muss also in der Stadt stattfinden. Der Stadtstaat versucht nun mit Fischtanks unter dem Meeresspiegel, Laborfleisch und Hochhausfarmen zum Selbstversorger zu werden.
The Associated Press hat sich in einem Dossier ausführlich dem großen Thema nachhaltige Ernährung gewidmet, dieser Teil der Serie dreht sich um Singapur.
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Auf der anderen Seite ist‘s immer grüner
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Auf der einen Seite des Río Paraná erstreckt sich eine weite grüne Landschaft. Auf der anderen Seite liegt mit Argentiniens drittgrößter Stadt Rosario ein schier unendlich dichtes Netz aus Straßen. Um die Jahrtausendwende wurde Rosario schwer getroffen von der landesweiten Wirtschaftskrise, Armut und Arbeitslosigkeit griffen um sich. Zu diesem Zeitpunkt entstand die Idee, die Menschen in der ohnehin stark verankerten Landwirtschaft unterzubringen. ›Als wir angefangen haben, waren wir zehn verrückte Menschen‹, sagt Antonio Luis Lattuca, der Gründer des ›Urban Agriculture Program‹. Brachflächen innerhalb der Stadt wurden zu Feldern kultiviert, Jobs für die ärmere Bevölkerung geschaffen und gleichzeitig auch lokale Märkte, auf denen die Ernte verkauft werden konnte. Das brachte neben den ökonomischen auch alle ökologischen Vorteile von lokalem Anbau mit sich. Die Biodiversität wurde gestärkt und durch den städtischen Grünraum das Umfeld gekühlt. Auch in zukünftigen Krisen erwies sich das Konzept als sehr nützlich. Aber lest selbst.
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Für ihre Sonderausgabe über Städte hat National Geographic einem der größten Architekturbüros der Welt eine umfassende Frage gestellt: ›Wie würdet ihr eine Stadt planen, die aus der Vergangenheit lernt und die Herausforderungen der Zukunft antizipiert?‹ Entstanden sind fünf große Infografiken, die sehr viele Konzepte einer nachhaltigen Stadt aufgreifen, wie etwa Kreislaufwirtschaft, Superblocks oder auch urbane Produktion. Mit solch futuristischen Visionen muss aber immer vorsichtig umgegangen werden, viele Lösungen sind auch mit heutigen technologischen Mitteln machbar, es braucht kein Vertrauen auf Innovation.
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Obwohl bisher auf Landwirtschaft fokussiert wurde: Fabriken und Handwerk in unsere zukünftigen Städte zu integrieren, ist mindestens genauso wichtig, sie schaffen weit mehr Arbeitsplätze und sparen ebenfalls viele Emissionen.
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Vielen Dank für deine Unterstützung!
Zum Schluss nochmal ein großes Danke an dich, dass du DATUM Breitengrade abonnierst, liest und vielleicht sogar weiterempfiehlst. Ich hoffe, dass du dem Newsletter auch künftig als Leser:in erhalten bleibst.
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Herzliche Grüße
Paul Koren
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