Über Verschmutzung durch Kohlekraftwerke, die Definition "Teich" und Terassenlandwirtschaft ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌  ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ ‌ 
                                                           
 
 
 
 
 
 
Willkommen zu DATUM Breitengrade!
 
 
 
 

Liebe Leserinnen,liebe Leser,

während wir die Klimakrise mit Extremwetterlagen bereits spüren, passiert etwas Absurdes: Energie aus Kohlekraftwerken zu beschaffen, feiert in Europa eine Renaissance. Österreich, Deutschland, die Niederlande haben angekündigt, Kraftwerke wieder zu aktivieren – oder sie zumindest nicht bald zu schließen. Die Kohle-Landkarte Europas von Carbon Brief zeigt, dass bisher nur in Osteuropa noch Kraftwerke ohne Ablaufdatum am Netz hängen. In Polen, Tschechien und Rumänien zum Beispiel. Nun könnte sich die Karte wieder ändern, die Kohlekraftwerke könnten sich wieder in Zentraleuropa ansiedeln.

Die Not oder die Angst vor zu wenig Gas macht es möglich, dass die Politik sich dem Brennstoff, der die Welt am meisten erhitzt, wieder zuwendet: Das 2020 abgeschaltete Kohlekraftwerk in Mellach, Steiermark, könnte wieder in Betrieb gehen. In den 1980ern, vor der Zeit der heute verfügbaren Filter, verbreitete sich der Dreck, der durch ein Kohlekraftwerk entsteht, in der dortigen Umgebung und färbte Oberflächen schwarz. Dasselbe berichtet auch eine Protagonistin unseres neuen Breitengrade-Magazin-Texts “Bolsonaros Kohle”, der von einem der am stärksten verschmutzten Orte der Welt erzählt: dem Fluss und dem gleichnamigen Dorf Rio Carvão in der Kohleregion Santa Catarina. Das Wasser dort ist durch den Kohleabbau orange verfärbt, an den Fensterläden klebt schwarzer Ruß. Politik und Gesellschaft wissen um die Verschmutzung. Doch sie wird hingenommen, um Energie zu liefern – Kohle ist nach Erdöl noch immer der meistgenutzte Energieträger der Welt und das Kraftwerk, in dem die Kohle aus Rio Carvão verbrannt wird, das größte Lateinamerikas. Zu lukrativ scheinen die Geschäfte mit den Kohlekraftwerken dort, um sie einzustellen. Sichtbarer als ein orange-gefärbter Fluss kann Umweltverschmutzung nicht sein. Dennoch bleiben die Kohle und Abfälle, die durch sie entstehen, in der Region.

Staatliche Förderungen, die mit Steuergeld finanziert werden, unterstützen das Kohlekraftwerk in Santa Catarina. Auch in Österreich passen staatliche Subventionen für bestimmte Branchen nicht mit einer klimagerechten Politik zusammen, so das Urteil einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts, über die Der Standard berichtete. Einfach wieder Kohle zu verwenden, erscheint wie eine Kurzschlussreaktion: Sobald Europa das Gas ausgeht, wendet es sich der Kohle zu, kritisiert auch Foreign Policy. Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte, endlich die Energiewende zu schaffen, werden dabei sichtbar. Wenn wir an Kohle denken, ist der globale Blick zentral: Dem Klima ist egal, wo die Kohlekraftwerke auf der Welt verteilen. Und jedes ist eines zu viel.

In diesem Newsletter finden wir aber auch Lösungen: in Italien etwa. Dort hilft die altbewehrte Terrassenlandschaft gegen Auswirkungen der Klimakrise. Weiter reisen wir in die USA. Dort definiert eine Studie Teiche endlich klar, und in Kenia hält eine Fotografin die Auswirkungen der Klimakrise fotografisch fest.

Eine spannende Lektüre wünscht

Katharina Brunner


  
© Gianmaria Gava
 
 
 
 
BRASILIEN
 
 
 
 
Bolsonaros Kohle

Der Fluss Rio Carvão trägt seine Geschichte im Namen: Kohlefluss. Leben gibt es im Wasser kaum mehr, und um das Dorf befinden sich apokalyptische Mondlandschaften mit den Kohleabfällen, die sich immer wieder entzünden. Manche Lungen der Menschen dort können wegen der Kohlekraftwerke um 80 Prozent weniger leisten als gesunde. Wer sich aus der Gemeinde dagegenstellt, sich damit Drohungen aussetzt und warum die brasilianische Präsidentschaftswahl im Herbst 2022 etwas verändern könnte, lesen Sie im aktuellen DATUM oder online hier.
 
 
 
 
   
     

Über die Autorin
NAIRA HOFMEISTER
Die Geschichte von Rio Carvão ist für mich besonders wichtig. Ich lebe 300 Kilometer vom Amazonas entfernt, das hört sich vielleicht weit weg an, aber Brasilien ist ein riesiges Land. Im Verhältnis ist es also nahe für mich. Nicht nur die Nähe macht es aus: Die Umwelttragödie spielt sich schon seit fast hundert Jahren ab, nur Wenige im Land wissen davon. Brasilien gilt als Land mit einem großen Anteil "sauberer" Wasserkraft (auch wenn das inzwischen in Frage gestellt wird), aber schon der geringere Anteil der Kohle im Energiemix hat zum Zusammenbruch einer Gemeinde und zu einem enormen Anstieg der Treibhausgasemissionen geführt.

All diese Entwicklungen bekommen in Brasilien mehr und mehr Aufmerksamkeit – es gibt mehr Platz für Investigativjournalismus mit Umwelt-Fokus als noch vor ein paar Jahren. Es gibt – noch kleine, aber wertvolle – Bemühungen, die Sichtweisen auf die Umwelt diverser zu machen. Einige Medien stellen zum Beispiel indigene Journalistinnen und Journalisten ein, und viele meiner Kolleginnen und Kollegen beziehen die Sichtweisen indigener Bevölkerungsgruppen bewusster in ihre Arbeit ein.

Die Arbeit im Umweltjournalismus, insbesondere im Amazonasgebiet aber auch in anderen Teilen des Landes, in denen Landkonflikte mit Gewalt gelöst werden, war noch nie sicher. Aber wir haben immer darauf geachtet, uns gut vorzubereiten und vorsichtig zu sein. In den letzten Jahren hat sich die Lage jedoch deutlich verschlechtert. Das größte Problem für mich ist zu wissen, dass viele unserer Quellen täglich mit Angst und Gewalt leben müssen, oft ohne jegliche Unterstützung – auch von Seiten der Behörden.
 
 
 
 
ITALIEN
 
 
 
 
 
   
Terrassen gegen Dürre & Feuer

Wo es extreme Regengüsse gibt, gibt es oft auch auch extreme Dürre ¬– gegen beides soll die Terrassenlandwirtschaft helfen. Erstens halten die Terrassen Murenabgänge auf, zweitens auch Brände. 2016 schon beobachtete man auf der italienischen Insel Pantelleria, wie bewirtschaftete Terrassenflächen den Großbrand stoppten. Diese Form der Landwirtschaft wurde und wird vor allem in süd- und lateinamerikanischen sowie asiatischen Ländern angewandt. Sie ist allerdings schwer zu industrialisieren. Die Auswirkungen der Klimakrise könnten sie dennoch zurück ins Zentrum rücken. Den ganzen Text können Sie hier auf yesmagazine.org lesen.
 
 
 
 
USA
 
 
 
 
 
   
Der Teich: eine Wissenslücke

Bisher gab es keine international gültige Definition dafür, was ein Teich eigentlich ist, wie er sich von einem See oder Tümpel unterscheidet. Dadurch blieb die Form des Gewässers untererforscht, staatliche Behörden kümmerten sich weniger darum, Monitoring blieb aus, und auch die Genauigkeit für Klimamodelle leidet unter der Definitionslücke, da man bisher nicht weiß, inwiefern sie zu Greenhouse-Emissionen beitragen. Das alles fand die US-amerikanische Cornell University heraus. Mehr lesen Sie auf sciencedaily.com
 
 
 
 
KENIA
 
 
 
 
                                                
 
   

Dokumentation des Verschwindens

Die in Kenia lebende Fotografin Nichole Sobecki hat sich mit ihren eindrücklichen Fotografien auf die Dokumentation der Klimakrise und die Auswirkungen auf die Menschheit fokussiert. Weitere Künstler*innen und Fotograf*innen, die sich mit der Klimakrise und wie sie in Bilder zu fassen ist auseinandersetzen, hat The Climate Reality Project gesammelt. 
 
 
 
 
ZAHL DES MONATS
 
 
 
 
 
Ein Drittel der indonesischen Hauptstadt Jakarta wird voraussichtlich bis 2050 im Meer versunken sein.
Daher will man die Hauptstadt bis 2045 in die Regenwald-Region in Borneo versetzen. Mehr lesen Sie hier auf indiatimes.com.
 
 
 
 
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