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Die Klimakrise global erzählt
 
 
 
 
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit schmalen, bunt bemalten Booten fahren die Fischer der Turtle Islands in Sierra Leone jeden Tag aufs Meer hinaus. Als ich für eine Recherche dort war, war die Oberfläche spiegelglatt, aber das Meer könne eben auch anders, erzählten die Fischer. Früher, sagten sie, hätten sie das Wetter besser einschätzen können. Das sei heute schwieriger. Die heftigen Stürme in der Regenzeit seien häufiger geworden – der dichte Nebel, der manchmal über dem Meer aufzieht, weniger vorhersehbar. Für die Fischer wird die Fahrt aufs Meer in der Regenzeit damit immer gefährlicher. 

In der sierra-leonischen Hauptstadt Freetown arbeitet der Wetterdienst deshalb daran, die Vorhersage zu verbessern und die Fischer per SMS vor Stürmen und Nebel zu warnen. Aber wie so oft hängt die Umsetzung auch daran, ob ausreichend Geld zur Verfügung steht.

Für solche und ähnliche Programme für die Anpassung an den Klimawandel und den Umgang mit Klimaschäden wollen die afrikanischen Staaten auf der großen UN-Klimakonferenz (COP27), die im November im ägyptischen Sharm El-Sheik stattfindet, mehr Gelder fordern. Die Staaten argumentieren so: Viele jener Länder, die heute bereits besonders stark mit der Klimakrise zu kämpfen haben, haben besonders wenig zu ihr beigetragen. Deshalb sollen die Industrieländer, die sehr viel mehr CO2 ausgestoßen haben, auch für die Schäden aufkommen, die sie damit verursacht haben und die nötige Anpassung finanzieren. Die Vorbereitungen auf die Verhandlungen dazu auf der COP27 laufen – darum geht es auch bei unserer Zahl des Monats, die Sie weiter unten finden.

Von Wetterwarnsystemen wie jenem in Sierra Leone handelt der Text, den wir diesen Monat adaptiert haben. Die Journalistin Disha Shetty nimmt uns mit nach Indien und erzählt, wie das Land eines der modernsten Extremwetter-Frühwarnsysteme der Welt aufbaute – eines, von dem sich auch Europa einiges abschauen kann.

Unter anderem: Die Art der Vorbereitung. Denn ein Hauptgrund für extremwetterbedingte Katastrophen ist, dass sich die Menschen überraschen lassen, belegt auch eine Studie, die der Hydrologe Günter Blöschl von der TU Wien gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen im Fachjournal "Nature Reviews Earth & Environment" veröffentlicht hat. Auch bei den Hochwassern in Österreich 2002 und 2013, sowie der fatalen Flut in Deutschland im vergangenen Jahr verhielt es sich so. Fluten und andere Wetterexteme werden mit jeder weiteren Erhitzung der Welt zunehmen – die entsprechende Anpassung ist also entscheidend. In Indien, in Sierra Leone und auch in Österreich.

Außerdem empfehlen wir eine Analyse über den Durchbruch beim großen Klimapaket der USA, einen Bericht aus Brasilien und einen aus Kenia.

Spannende Lektüre und bis zum nächsten Mal,

Alicia Prager  

 
 
 
 
INDIEN
 
 
 
 
Jede Warnung wert

Um Katastrophen vorherzusagen, investierte Indien vor zehn Jahren massiv in Wetterwarnsysteme – heute zählen sie zu den besten der Welt. Das zeitigt Erfolge: Wo früher viele Menschen starben, wenn starke Stürme über das Land zogen, gibt es heute viel weniger wetterbedingte Todesopfer – und das, obwohl die Bedingungen extremer geworden sind. Ursprünglich war das System vor allem für die Landwirtschaft gedacht, doch gleichzeitig profitierte die Fischerei. Was niemand erwartet hat: Das System kommt allen voran Frauen zugute, berichtet The Fuller Project. Warum, das lesen Sie im aktuellen DATUM oder online hier.
 
 
 
 
   
     
Über die Autorin

Disha Shetty ist Wissenschaftsjournalistin mit Fokus auf die Umwelt, die öffentliche Gesundheit und Gender. Sie arbeitet bei The Fuller Project und lebt derzeit in der indischen Stadt Pule.

„Gesundheit und Umwelt blieben in den indischen Medien lange Zeit nur Randthemen. In den letzten Jahren hat sich das geändert – immer mehr Journalistinnen und Journalisten wie ich rücken den Klimawandel und die Luftverschmutzung in den Mittelpunkt. 

Dazu zählt auch die Geschichte über unser Frühwarnsystem, die ich  aufgeschrieben habe, weil es zwar wichtig ist, sich auf die Probleme zu konzentrieren, aber genauso wichtig, Lösungen aufzuzeigen, die sich bewähren – und Indiens Frühwarnsystem gehört zu den besten der Welt. Mit solchen Geschichten informieren wir Entscheidungsträger darüber, was funktioniert. Außerdem geben Lösungen im Journalismus den Lesenden auch ein Gefühl der Hoffnung, sie fördern größeres Engagement.“
 
 
 
 
USA
 
 
 
 
Der große Durchbruch

Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als seien die Klimaschutzpläne von US-Präsident Joe Biden geplatzt: Der demokratische Senator Joe Manchin aus West Virginia blockierte ein neues Gesetzespaket, das Milliardeninvestitionen in erneuerbare Energien und Klimaschutz bringen sollte. Jetzt gelang die Einigung doch noch. Mit ihr wird die USA ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um rund 40 Prozent senken können.

Zwar enthält das Paket nun auch Zugeständnisse an die Erdöl- und Erdgasindustrie. Zum Beispiel dürfen Offshore-Windparks nur dann gebaut werden, wenn der Staat auch einen bestimmten Anteil der Bundesgewässer für die Suche nach Öl und Gas angeboten hat. Doch insgesamt gilt die Einigung als großer Gewinn für den Klimaschutz. Vor allem, weil das Gesetzespaket bereits totgesagt wurde.

Als Überblick dazu, empfehlen wir diesen Text von Zoya Teirstein für das US-Onlinemagazins Grist. Für alle, die mehr über die Zugeständnisse an die Öl- und Gasindustrie wissen wollen, hat der Journalist Jake Bittle diese Analyse veröffentlicht, ebenfalls auf Grist.
 
 
 
 
BRASILIEN
 
 
 
 
An der Front im Amazonas

Brasilien zählte früher einmal zu den führenden Ländern in Sachen Umweltschutz. Zwischen 2004 und 2012 erreichte das Land eine Senkung der Endwaldungsrate um 80 Prozent – vor allem dank umfassender Gesetze und Kontrollen. Seit Jair Bolsonaro Präsident ist, hat sich der Trend umgekehrt. Brasilien ist heute der weltweit sechstgrößte Emittent von Treibhausgasen. Aber immer mehr Aktivistinnen und Aktivisten wehren sich, ihre Bewegungen gewinnen an Stärke, sind immer besser organisiert. Wie das gelingt und was die Frauen der Bewegung planen, beschreibt Journalistin Marina Martinez für Unbias the News.
 
 
 
 
KENIA
 
 
 
 

Öl und Gas für Europa

Während Europa versucht, von Russland unabhängig zu werden, sehen viele afrikanische Staaten eine Möglichkeit, die Lücke zu füllen und selbst Erdöl und Erdgas zu exportieren. Viele Länder wollen jetzt eine Förderung aufbauen oder hochfahren – Aktivistinnen und Aktivistinnen nennen die Entwicklung ein Desaster. Afrika laufe Gefahr, sich auf absehbare Zukunft weiter von fossilen Brennstoffen abhängig zu machen. Und das, obwohl der Kontinent das größte Potenzial für Solarstrom habe.

Die Entscheidung Europas, Erdgas in der Taxonomie für nachhaltige Geldanlagen als grün einzustufen, habe in Afrika ein Fenster für zusätzliche Finanzierung für Erdgasprojekte geschaffen, schreibt Faustine Ngila für Quartz. Darin beschreibt er die Energiepläne der Afrikanischen Union (AU), die sie in der AU Agenda 2063 festgelegt hat. Den Text finden Sie hier.
 
 
 
 
ZAHL DES MONATS
 
 
 
 
 

Mindestens 1,3 Billionen US-Dollar braucht Afrika laut der afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) zwischen 2022 und 2030 für Klimaschutz und -anpassung sowie für den Umgang mit Klimaschäden.

Die Forderung nach finanzieller Unterstützung für jene Länder, die kaum zum Klimawandel beigetragen haben, aber jetzt am meisten unter ihm leiden, wird auf Klimakonferenzen seit vielen Jahren gestellt. Dieses Jahr, auf der COP27 in Sharm El-Sheik, die als die “afrikanische COP” gilt, wollen die afrikanischen Staaten die Finanzierungslücke ins Zentrum rücken. Einfach werden die Verhandlungen dazu allerdings wohl nicht. Mehr dazu können Sie hier lesen.

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